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Kottak

Geboren wurde er in Louisville, Kentucky, seine Wahlheimat ist Los Angeles, Kalifornien, und besonders viel Zeit hat James Kottak in den vergangenen 14 Jahren in Hannover, Niedersachsen, verbracht. Während der Schlagzeuger der Scorpions mit seinen Kollegen bereits die Abschiedstournee einleitet, veröffentlicht er als Sänger und Gitarrist seiner eigenen Band Kottak bereits das dritte Album. Whiskey-Soda sprach in Hannover mit dem Allround-Musiker.

\'Wenn Du von der Arbeit nach Hause kommst und einen schlechten Tag hattest, dann legst Du die Platte ein, Du drehst die Lautstärke auf, und innerhalb von wenigen Minuten fühlst Du Dich wieder gut\', sagt James Kottak über \'Rock & Roll Forever\'. \'Unsere Mission ist es, Dich all die schlechten Dinge vergessen zu lassen, während Du unsere Musik hörst, damit Du einfach mal das Leben genieÃÅt. Es passiert einfach so viel Mist in der Welt.\' Tatsächlich ist der Band um den Scorpions-Schlagzeuger ein Album gelungen, das groÃÅen SpaÃÅ macht. \'Es ist auf jeden Fall viel zugänglicher als unser erstes, in dem noch eine Menge Wut drinsteckte. Das zweite Album war auch noch recht hart. Aber dieses Mal sind wir an alles etwas lockerer rangegangen.\'

Eigentlich sollte das dritte Studiowerk \'Scream With Me\' heiÃÅen. Doch weil das zugleich der Titel des härtesten und fast düsteren Songs ist, entschied man sich um. Man könnte nun sagen, dass der Titel \'Rock & Roll Forever\' nicht besonders originell ist. Steckt da vielleicht ein kleines Augenzwinkern drin, mit Blick auf die Albentitel diverser Rockklassiker der 80erÂÅ \'Wenn Du mal meinen Rücken gesehen hast, da hab ich \'Rock & Roll Forever\' drauf tätowiert. Und als wir das Album umbenennen wollten, weil der Titel \'Scream With Me\' einfach nicht passte, haben viele Fans geschrieben, dass wir es \'Rock & Roll Forever\' nennen sollten. Deswegen war es quasi unausweichlich\', erzählt James, für den die Band gewissermaÃÅen auch ein Ventil ist.

\'Es ist ein kreatives Ventil, denn das meiste Zeug, das ich schreibe, passt nicht zu den Scorpions, auch wenn ich als Co-Writer an vielen Songs beteiligt war. Und mit vielen meine ich sechs.\' James lacht. \'Aber im Ernst, es ist ein groÃÅartiges Ventil.\' Die Band, in der James\' Ehefrau Athena, übrigens die kleine Schwester von Mötley Crüe-Drummer Tommy Lee, das Schlagzeug spielt, ist längst mehr als ein Projekt. \'Na klar. Als wir angefangen haben, war das nur ein SpaÃÅ, wir haben ein paar Gigs in Hollywood gespielt, uns betrunken und Quatsch gemacht. Aber mit der Zeit gab es mehr und mehr Angebote. Und als wir dann 2007 \'Therupy\' aufgenommen hatten, wurde es plötzlich ernst. Da sind wir dann in Japan, Deutschland und woanders in Europa aufgetreten. Und dann dachten wir: Wow, das macht SpaÃÅ! Jetzt sind wir eine richtige Band.\'

Eine, für die er bald viel Zeit haben wird. Denn die Zeit mit den Scorpions neigt sich dem Ende zu. Die voraussichtlich dreijährige Abschiedstournee der Hannoveraner Hardrock-Institution ist bereits in vollem Gange. Doch mit 47 ist James Kottak im Gegensatz zu Klaus Meine eigentlich noch zu junge für den Ruhestand. \'Pssst!\', sagt er, als ich mir sein Alter bestätigen lasse und lacht. \'Ich hab mit 26 aufgehört, Geburtstag zu feiern.\' Wer das Energiebündel auf der Bühne erlebt hat, würde vielleicht eher auf Mitte/Ende 30 tippen. Doch James ist schon ein alter Hase im Geschäft. Bevor der Schlagzeuger 1996 bei den Scorpions einstieg, umfasste seine Diskographie schon Buster Brown, Montrose, Kingdom Come, Wild Horses, die McAuley Schenker Group (alias Michael Schenker Group), Warrant und DJ Ashba (jetzt Gitarrist von Guns N\' Roses).

Und was ist nun mit dem Ruhestand bzw. der Zeit nach den ScorpionsÂÅ \'Das Problem ist ja folgendes: Nach den Scorpions ist alles andere eine Stufe tiefer, es sei denn die Rolling Stones rufen mich an.\' Er lacht wieder. \'Aber ich werde immer ein bisschen Schlagzeug spielen. Meine Idealvorstellung wäre es, mich sechs Monate im Jahr auf Kottak zu konzentrieren, drei Monate für irgendwen Schlagzeug zu spielen und die anderen drei Monate einfach das Leben zu genieÃÅen.\' Zu wissen, dass die Zeit mit den Scorpions zuende geht, findet James Kottak daher auch ein wenig befreiend. \'Ich stecke jetzt noch mal meine gesamte Energie in diese Tournee, und das dauert noch eine Weile. Aber wenn es dann vorbei ist\', zögert James. \'Es ist schwer, meine Gefühle jetzt in Worte zu fassen. Aber wenn es vorbei ist, ist das Ende nur der Anfang.\' Das Kapitel Scorpions mag also bald vorbei sein, von James Kottak wird man noch einiges hören.